48 Monate

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„Was da ist, widert dich an, es dünkt erfreulicher dich das ferne“, schreibt man als zweieinhalbtausend Jahre alte Aussage dem „ollen“ Griechen Euripides zu. :zz:
Vielfältig waren in den letzten 100 Jahren die Gründe für die Auswanderung tausender Deutscher: ob durch Kriege, Vertreibungen oder politisch unhaltbare Zustände – plötzlich ändern die scheinbar vorgeschriebenen Lebenslinien ihre meist gleichförmige Richtung und der im Nachbarort von hundertjährigen Eichen beschattete und neben einer akkuraten 😛 Kleingartenanlage liegende Friedhof geht eines oder sogar mehrerer seiner späteren potentiellen Bewohner verlustig; Hochwürden, das Kirchspiel und die (auch am Wochenende tätigen) Maulwürfe des „letzten Rasens“ werden’s wohl überleben. 😳

Irgendwann hat jeder die Zeit des entnervten ein-, aus- und umpackens überstanden und der lang ersehnte Tag der endgültigen Abreise steht bevor. 😮 Vorbei der Anblick kopfschüttelnder, weil verständnisloser Mitmenschen, die das Ziel und die Gründe der Reise erfahren haben.
Bei „Schumi vs. Bananenrepublik“ hört der Spaß schließlich auf: „Ihr kriegt keine Rente!“ :. Klar.

Die von Freunden mitgebrachte, endgültig letzte Flasche Sekt ist warm; der zweistellige Preis für den Couchtisch, die drei Sessel und die Garagenausrüstung war also zu hoch, und in dem mit „Geschenkt!“ überlassenen Wohnzimmerschrank war trotz intensivster Suche kein liegengelassenes Geld zu finden.
Und überhaupt: „Was haben die da eigentlich für´n Jeld?“ :??:

Die letzten Minuten daheim brechen an; die Blicke der für die Abschiedsszene eintreffenden jahrelangen Bekannten fingern die kahlen Wände ab – *dastelefonnehmeichgleichmit* und *dielampepaßtindiegartenlaube* wird zum Schlachtruf der tränennassen Zurückbleibenden.
Jemand hat seinen Plastikbecher Sekt umgestoßen oder einfach auf den Boden geschüttet, und der die Flurlampe demontierende Bruder antwortet in sein Handy: „….ja, die sind gleich weg, und in 10 Minuten bin ich wieder da!“ 😐

Dem Abschied von Rick und Ilsa auf dem nächtlichen Flugplatz wohnten zwar weniger Leute bei (sieht man vom Kamera-Team ab),- aber er war eindeutig besser gespielt.

Reise 01Reise 02

Trotzdem geht so alles leichter über die Bühne, und beide Seiten wissen, daß zur Aufbewahrung zwecks Verkauf oder späterer Nachsendung überlassene Dinge nach alter „aus den Augen, aus dem Sinn“-Manier schnellstens den Verwalter an seine viel zu kleine Wohnung erinnern. Schnell ergeben sich so kochende Blutsbande, die die allgemeine Erderwärmung noch flotter vorantreiben…. :##

Zum Abschied geschüttelte Hände gehen leicht auseinander, und vehement verkündete Besuchsversprechungen innerhalb des nächsten halben Jahres, „bestimmt aber zum Karnewall, eh!“ zerbröseln schneller als Zusicherungen von gutbestallten Datenschutzbeauftragten; unser strandloses Binnenland macht halt mit anderen Ereignissen von sich reden…. |-|

„Wer aus seiner Heimath scheidet, ist sich selten bewußt, was er alles aufgiebt; er merkt es vielleicht erst dann, wenn die Erinnerung daran eine Freude seines späteren Lebens wird.“
Was der am 13ten Juli 1816 im deutschen Oberschlesien geborene Gustav Freytag so treffend formuliert, geben zweifelnde Bekannte gern mit auf den Weg; wohlwissend, daß uns von jetzt ab das abendfüllende digitale Fernsehprogramm bei Rotwein und Kartoffelchips entgehen wird.

Die Welt rast weiter, und neue Gesichter erscheinen. Veränderung schließt Bewegung ein. Und stößt „aussitzen“ ab. Zum Glück. B)

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei allen, die sich als verläßlich gezeigt haben. In jeder Situation. Stellvertretend sei allerdings nur einer erwähnt: http://www.jawa-oldtimer-clemens.de/
Wie immer mit vielen Grüßen – „OUTLAW TODAY“! :wave:

Reise 03

HOTEL-RESTAURANT PARAISO
Villarrica, Paraguay
http://www.hotel-paraiso.de

Über canneletto

Also gut - im Jahr 2005 ist in Deutschland für uns die Grenze des erträglichen erreicht. Als Konsequenz sind wir im Juli desselben Jahres nach Paraguay ausgewandert. Wir, das sind: Steffen (48) und Magali (so um Mitte 30 - sorry, Frauen sind eben eitel...). Seit 10 Jahren führen wir nun in Villarrica das einzige deutsch-sprachige Hotel-Restaurant "Paraiso". Besucht uns in unserem Blog oder hier vor Ort und erfahrt die unglaublichsten - weil wahren - Geschichten!

Eine Antwort »

  1. Am Sonntag stieß die Aussenstelle Katzweiler mit Apfelwein und Bier auf Kaiser Friedrich den II. an!
    Wir haben eurer gedacht und uns gefragt, wann uns das SChicksal wohl wieder einmal zusammenführen wird…

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  2. …ihr habt auf den freimauernden Alten Fritz, angestoßen? So ist´s brav! Noch dazu, da er sich ja mit Johann Sebastian Bach getroffen haben soll… Aber klar: in weniger als 4 Woche jährt sich ja wieder sein Todestag; daß mir das beinahe entfallen wäre….Vielen Dank für die Erinnerung!! 😉
    -Tja, wer weiß, man man sich wieder sieht; dann aber bestimmt in anderer Konstellation, dessen bin ich mir sicher…! 😉
    Liebe Grüße in die Außenstelle nach 38 Stunden Stromverlust!!

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  3. Dachte ich mir´s doch: aber gut zu wissen, daß Ihr Euch beide mit den ruhmreichen Deutschen Adelshäusern beschäftigt!
    Wenn Seine Majestät wüßte, daß heutzutage keiner mehr aus der Familie der Hohenzollern gewählt wird und sein Land nur noch Gangster kontrollieren….
    Trotzdem liebe Grüße nochmals in die Außenstelle!

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  4. Wieder ein schöner Beitrag..und sogar Griechen wurden erwähnt :))

    Da war ich im Urlaub und träume noch davon..am Samstag bin ich schon wieder eine Woche im tristen Deutschland

    LG
    Schamanin

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  5. es gratulieren auch von ganzen herzen die ehemalige ausenreporterin von asuncion und deren anhang.viele weitere schöne tage, wochen, monate und natürlich jahre.

    gaaaaaaanz liebe grüße

    ANM

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  6. Danke für das Lob! Ich wußte doch, daß es unserer Griechenland-Urlauberin auffällt 😉 Mittlerweile bin ich schon wieder am neuen Beitrag!
    Vor genau 10 Jahren waren wir das letzte Mal da in Griechenland; es wird wohl noch dauern, bis wir wieder mal da sind….
    Mittlerweile sind wir 4 Jahre hier- die alte Heimat wird langsam undenkbar für uns…
    Liebe Grüße aus dem abendlichen Villarrica!

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  7. Aber Halloooooo!!!
    Vielen Dank! Wir haben unsere Außenstelle ja nun in Katzweiler. Ist ja für Ausländer dann in jedem Fall steuerlich absetzbar. Wo es später ja keine Rente geben wird. ;-/
    …wir versuchen das gewünschte 😉
    Liebe Grüße aus dem winterlich kalten Villarrica!

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  8. Ich weiß, aber meist ist es ja etwas zweideutig und verwinkelt geschrieben. (Aber die erwähnten erkennen sich meist dann auch 😉 )
    Es macht auch unheimlich Spaß, nicht immer geradlinig zu formulieren!
    Liebe Grüße vom Mittagstisch aus Villarrica!

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  9. Etwa 2 Stunden wird an sowas im Schnitt geschrieben- und dann gibts nochmal ´ne Stunde Diskussion um die „Schärfe“ mit meiner Redakteurin….ICH würde meist etwas härter formulieren…!

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  10. Aha,hmm,,ist aber so echt OK,wie es rüberkommt..härter muß nicht unbedingt sein-obwohl es mich persönlich nicht stören würde.

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  11. Und ich dachte immer, daß in diesem Schreibstil zuviel zwischen den Zeilen „verschwinden“ würde. Aber vielleicht hast Du recht- Danke!
    Aber es ist auch immer vom Thema abhängig; über einen Friedhof sollte man vielleicht nicht aus der Sicht eines Privatdedektives berichten…. 😉

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  12. Ich werde Deine Worte beherzigen! 😉
    ..mußte ja wieder mal eine Änderung der Schreibweise eingebracht werden. Nachher verliere sich sonst noch meinen Job 😉 😉

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