Während der Deutschland-Express vollbesetzt mit fröhlich feiernden und zuversichtlich lachenden Passagieren mit Volldampf in die Rezession rast :yes: und „Die Bahn“ astronomisch gestiegene Fahrgast-, Umsatz- und Gewinnzahlen bekannt gibt, begab sich zum 199ten Geburtstag von Richard Hartmann -Inhaber einer Chemnitzer Maschinenfabrik und Lokomotivenlieferant der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn :p – die Redaktion von „Outlaw Today“ ein weiteres Mal auf Spurensuche nach dem Verbleib der paraguayischen Eisenbahn und den dazugehörigen Relikten.
Und die fanden sich diesmal im nordwestlich von Villarrica gelegenen und über die neue Ruta erreichbaren Ort Sapucaí.
Als General Alfredo Stroessner B) vor nunmehr beinahe 50 Jahren den Rückkauf der „Paraguay Central Railway Company“ aus englischer Hand beschloß, um sie Ende Oktober 1961 wieder unter staatliche Fittiche zu nehmen und ihr damit „grüne“ Signale für die Fahrt ins endgültige finanzielle Aus 30 Jahre später zu setzen, blickte die paraguayische Eisenbahn schon auf eine hundertjährige Geschichte zurück, die einst hoffnungsvoll um die Mitte des 19ten Jahrhunderts im britischen Eisenbahn-Ursprungsland begann. 😮
Bekanntlicherweise verkehrte die erste deutsche Eisenbahn am 7. Dezember 1835 ❗ zwischen Nürnberg und Fürth, und nur 22einhalb Jahre später wurde die erste paraguayische dampfbetriebene Strecke auf Betreiben und in Anwesenheit des damaligen Präsidenten Carlos A. Lopez in Asuncion eröffnet.
Britische Ingenieure waren es, die für viel Geld Lokomotiven, Waggons und fast sämtliche Anlagen zum Betreiben und Unterhalt der Bahnlinie lieferten.
So wurde schon frühzeitig in Sapucaí eine Werkstatt errichtet, in der man das aus den nahegelegenen Bergen fließende Wasser zur Kühlung bei der Eisenschmelze und der Stahlherstellung nutzte.
In mühevoller Arbeit wurden so damals -dampfbetrieben!- Reparaturteile für die neue Eisenbahn hergestellt.
Nur kurze Zeit später sollte der Tripel-Allianz-Krieg (1864-1870) die für das Land wichtige und zukunftsweisende Entwicklung -mittlerweile waren Luque und Paraguari angeschlossen- stoppen: Erst mit brasilianischer finanzieller Hilfe konnte nach den Kriegswirren der Verlust der für Kanonen XX( eingeschmolzenen Bahnteile und Maschinen wieder ausgeglichen werden und der Bahnbetrieb -nun freilich technisch arg zurückgeworfen- wieder aufgenommen werden.
In dieser Zeit waren mehrere hundert Personen in Sapucaí beschäftigt, die den Bahnbetrieb aufrechterhielten.
Wieder sollten es die Briten sein, die wenige Jahre vor dem Wechsel ins 20te Jahrhundert Paraguay unter die Arme griffen: Sie kauften das ganze kränkelnde Unternehmen auf, stellten es finanziell wieder auf die Beine, modernisierten den technischen Bestand und bauten das Streckennetz weiter aus – nun unter anderem bis Encarnación.
Doch blieb auch die europäische Entwicklung nicht ohne Einfluß auf die südamerikanischen, hochfliegenden und länderverbindenden Bahnpläne; der Weltkrieg ’14-’18 und sich daran anschließende Krisen in den hiesigen Nachbarstaaten wurden verfolgt von der bislang letzten militärischen Auseinandersetzung im paraguayischen Chaco zu Beginn der 30er Jahre und den folgenden wirtschaftlichen Niedergangsjahren vor dem Rückkauf durch Alfredo Stroessner. B)
Alle diese Zeiten hat Sapucaí mitgemacht und überstanden. ❗
Das Bild, welches sich dem Besucher heute bietet, gebietet allerdings ständig wiederkehrenden Gerüchten über eine Neubelebung des Eisenbahnverkehrs -zumindest mit den noch vorhandenen Utensilien- in Paraguay Einhalt: im Sand vergrabene Gleise, undichte Lokschuppen mit teils stark verrosteten Zeugen der Dampf-Ära und sie umgebende englische Drehbänke aus dem letzten Jahrhundert sprechen eine zu deutliche Sprache…:'(
Während einige der Drehbänke noch für private Dinge genutzt werden, fahren die meisten der hier versammelten historischen Stücke wohl nie wieder auf’s Streckennetz hinaus – von dem Dampfroß, welches am jährlichen Umzug in Sapucaí teilnimmt, mal abgesehen (noch für einige wenige Jahre..).
Selbst der Erhalt der im großen Rahmen hier fast komplett vorhandenen Teile eines Bahn-Betriebswerkes würde wohl Unsummen verschlingen und so wartet der Pförtner weiterhin ungerührt U-( dem langsamen Verfall zusehend auf die scheinbar zahlreichen Besucher, um ihnen von den vergangenen glorreichen Tagen zu berichten…
Und trotzdem bietet sich dem Eisenbahn-Enthusiasten hier ein faszinierendes Bild, ganz nah‘ dran an einem wichtigen Ort, der eine lange und wechselvolle Geschichte innerhalb der paraguayischen Eisenbahn innehatte.
Für technisch Interessierte ein absolutes Besuchs-Muß! :yes:
HOTEL-RESTAURANT PARAISO
Villarrica, Paraguay
http://www.hotel-paraiso.de
Das Bild mit der Eisenbahn in der Wiese ist Dir sehr sehr gut gelungen!!!
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Gut, oder..? Hier ist wirklich die Endstation erreicht; wer diesen Zug nochmal auf Schienen stellen will, hat sich was vorgenommen 😉
Viele Grüße aus Villarrica und ein schönes Wochenende!
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Ein feiner Ort. Wie ich sehe kann man dort sehr schöne Fotos machen und tolle, alte Dinge entdecken.
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unglaublich geile fotos! da wird manchem deutschen eisenbahn fan das herz bluten…
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Stellenweise liegen in der Werkstatt die Dinge noch so da, als würden die Arbeiter nach der Brotzeit gleich wiederkommen. Nur an den Dampfrössern nagt der Zahn der Zeit unerbittlich…
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Danke! Vor allem die Mischung zwischen alter Technik und der alles irgendwie durchdringenden Vegetation ist es, was die ganze Sache so sehenswert macht. Die Natur holt sich hier alles zurück- ein schönes Sinnbild für die oft vergeblichen Bestrebungen der Menschen 😉 Nur die deutsche Bahn bleibt davon verschont ;-)))
Viele Grüße in den Ruhrpott!!
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Hallo Blogfreunde,
mal wieder ein sehr interessanter Bericht! Wir haben die Strecke längs der neuen Ruta auch schon mehrfach genutzt und die tollen Bilder live gesehen.
Für jeden PY Reisenden ein unbedingtes Muss!
LG
Aus der Nachbarschaft
PS: Hier noch ein/zwei Links dazu.
http://independencia-py.blog.de/2007/10/12/eisenbahnromantik_teil~3127091
http://independencia-py.blog.de/2007/10/06/eisenbahnromantik_teil~3093514
Danke für die Zusendung der neuen Links, nun müßte es eigentlich klappen!
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ja, ist schon der hammer, wie das aussieht, die schlingpflanzen um den kessel und so. wirklich ganz tolle fotos… viel besser als die röntgenbilder von ice achsen :>>
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man war das lang, aber schön. 🙂
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Sehr schön – wie immer. Richtig zum Träumen!
Lg
J.
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Hallo Blogfreund! Danke für das Lob, Paraguays Eisenbahn ist immer einen Eintrag wert! Viel Spaß heute beim Choppfest- vielleicht sehrt Ihr ja noch andere befreundete Blogverfasser…;-)
Viele Grüße nach Melgarejo!
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So läßt sich ja auch eine Parallele zu den manchmal ebenso ins Gras rauschenden Zügen der deutschen Bahn ziehen- über die Roentgenbilder der ICE-Reifen: die Herstellerfirma derselben hat keine Schuld an den Rissen, komisch….
Viele Grüße aus dem sonnigen Villarrica!
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Danke! Bei der Beschreibung dieses Ortes haben wir mal einen kurzen Abriß der Eisenbahn-Geschichte Paraguays drangehängt, er dient zur Erklärung des derzeitigen Zustandes dieser historischen Dinge. Viele Grüße und ein schönes Wochenende wünschen Steffen und Magali!
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Danke für das Lob! Ja, aus dem verträumten Zustand werden sich diese Dinge vergangener Zeiten wohl nie mehr erheben ;-(
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
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Hat schon wirklich was faszinierendes 🙂
Als sei die Zeit stehen geblieben 🙂
Ich schau mir so was gerne an.
DAnke für die tollen Bilder!
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Das sind sehr schöne Bilder, vorallem die alte Eisenbahn und die alte Technik.
Bei solchen Bildern lach das Herz von Maenne. 😉
Viele Grüße aus Thüringen.
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Gern geschehen- auch wir waren von diesem Riß in der Zeitkontinuität überrascht 😉 Als würden die Arbeiter gleich wiederkommen. Nur der unerbittliche Zahn der Zeit, der alles zerstört, holt in die Wirklichkeit zurück…
Einen schönen Sonntagabend Dir noch!!!!
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Tja, dann haben wir ja wieder genau das richtige für Maenne gefunden…;-) Männer und Technik- wie alt sie auch sein möge…-Viele Grüße nach Erfurt aus dem sonnigen Villarrica von Steffen und Magali!
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Ja, das ist wirklich kurios.
Könnte man fast ein Museum daraus machen, wenn man es umzäunt.
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Irgendwie ist es sogar auch ein Museum, es sitzt ein Pförtner da, der auf Wunsch die Besucher herumführt und ihnen was erklärt. Seinen Angaben zufolge sollen da sogar zahlreiche Leute pro Woche kommen! Trotzdem scheint für den ganzen Kram keiner richtig zuständig zu sein; da alles dem Staat gehört, sickern öfter Gerüchte über eine Renaissance der Eisenbahnlinie Paraguays durch…
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Gibt es da gar keine Eisenbahn mehr?
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Doch, ganz wenige Teilstücke existieren noch. Und an einem Tag im Jahr wird auch in Sapucai eine Lok startklar gemacht; aufgrund des technischen Zustandes kann es sich dabei aber nur noch um einen kurzen Zeitrahmen handeln….
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